Fast wöchentlich werden aktuell Turnhallen zu Notunterkünften für Flüchtlinge hergerichtet. Überschattet von Meldungen zu Unruhen unter den geflüchteten Menschen in den Erstaufnahmeeinrichtungen – und Brandanschlägen. Noch bevor auch in Wiesbaden auf Weisung des Landes innerhalb kürzester Zeit eine Unterkunft für 1.000 Menschen bereitstellen musste, hatte ich am 8. und 11. September die Chance, mir selbst ein Bild von den Außenstellen der Hessischen Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge (HEAE) in Limburg-Staffel und Darmstadt machen zu können – leider nur im Rahmen eines Pressetermins.
Auch wenn ich solche „Rudeltermine“ hasse – zahlreiche Fotografen und Kameraleute werden in einer Meute durch die Einrichtung geschleust. Nachher hat jeder die gleichen Bilder und man kann sich nicht wirklich mit den Menschen beschäftigen. Aber leider gewähren die zuständigen Regierungspräsidien Fotografen und anderen Pressevertretern ansonsten keinen Zugang zu den Flüchtlingsunterkünften. In Bad Kreuznach führte dies jüngst zu Diskussionen zwischen der Allgemeinen Zeitung und dem Fotografen Herbert Piel, der von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz beauftragte wurde, die Ankunft der Flüchtlinge in den Aufnahmeeinrichtungen zu dokumentieren.
Die Flüchtlingsunterkunft in Darmstadt liegt neben der Starkenburg-Kaserne, die von der Heeresinstandsetzungslogistik GmbH als Systeminstandsetzungszentrum genutzt wird, auf dem Gelände des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes, das 2011 aufgelöst wurde. Rund 170 hauptsächlich alleinreisende männliche Flüchtlinge sind in Zelten auf dem Gelände untergebracht. In den Gebäuden ist neben den etwa 270 Frauen, Frauen mit Kindern – rund 240 Kinder sind in der HEAE-Außenstelle untergebracht – und Familien auch eine kleine Sanitätsstation untergebracht. Auch hier kontrolliert ein Sicherheitsdienst, wer das Gelände betritt. „Sperrgebiet! Unbefugten ist das Betreten, Befahren und die bildliche Darstellung verboten! Zuwiderhandlungen werden bestraft“ prangert am Zufahrtstor.
Die Situation in der Unterkunft scheint merklich entspannter als in Limburg. Für die Pressevertreter interessiert sich kaum ein Flüchtling – die räumliche Entzerrung durch die Gebäude und kleinere Zelte scheint sich bemerkbar zu machen. Vom Leiter der Unterkunft, die hier vom Deutschen Roten Kreuz mit hauptamtlichen Kräften betrieben wird, werden wir auch hier herumgeführt. Durch die Sanitätsstation hindurch werden wir zu einem der Zimmer geführt. Einige Frauen eritreischer Herkunft sollen bereit für Fotos und Interviews sein. Als die zahlreichen Fotografen, Kameraleute und Journalisten um die Ecke biegen, ist das Zimmer plötzlich leer – für die Frauen war der Ansturm verständlicherweise zu viel.
Wir werden weiter durch die Zeltunterkünfte geführt – zahlreiche Kinder spielen mit Rollern und Fahrrädern auf dem Gelände und lächeln in die Kameras. Einige Bewohner sind gerade dabei, ein Zelt mit einem Boden aus Paletten und Spanplatten auszustatten. Der DRK-Unterkunftsleiter erzählt, dass die Flüchtlinge so beispielsweise einbezogen werden und so auch etwas zu tun haben. Auch die erste Geburt steht kurz bevor. Rund 30 bis 35 Schwangere befänden sich gerade hier in der HEAE-Außenstelle.
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